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  • Der Begriff „Industriefußboden" ist nicht genormt, daher ist es nicht verwunderlich, dass dieser häufig nur als „ein in der Industrie eingesetzter Fußboden" zur Kenntnis genommen wird. Eine stark vereinfachte Beschreibung, die dem Produkt nicht im Ansatz gerecht wird.

    Unzureichend ist diese Interpretation auch deshalb, weil gerade in den letzten Jahren die Qualität der Bau- und Planungsleistungen erheblich zugenommen hat. Die hierdurch normativ bedingten, durch Berufsgenossenschaften empfohlenen oder gar auch gesetzlich und somit zwingend geregelten Anforderungen stellen sich in der Praxis wesentlich umfangreicher und verbindlicher dar als beispielsweise noch vor wenigen Jahren.

    Welcher Industriefußboden ist der richtige?

    Industrie(fuß)böden können theoretisch aus lediglich geglättetem Beton hergestellt werden. Dass dieser geniale Bauwerkstoff mit Sicherheit erhöhte Hygieneanforderungen im Lebensmittelbereich oder bei Fleisch verarbeitenden Betrieben – um nur zwei Bereiche herauszugreifen – keinesfalls ohne eine zusätzliche Nutzschicht erfüllen kann, leuchtet ein.

    Tatsächlich haben sich in den letzten Jahren die Nutz- bzw. Verschleißschichten (Beschichtungen) auf der Basis von Reaktionsharzen hervorgetan. Bei belastbaren Industriebeschichtungen handelt es sich um mehrkomponentige Systeme, die nach dem Anmischen vor Ort auf die vorbereitete Oberfläche des Untergrundes aufgebracht werden und dort zu verschleißfesten und chemisch widerstandsfähigen Schichten zwischen 2 bis 6 mm Dicke aushärten. Eine Schlussversiegelung gewährleistet zusätzlich die Oberflächendichtigkeit gegenüber dem Eindringen von Flüssigkeiten. Diese Grundbedingungen erfüllen aber nahezu alle auf dem Markt befindlichen Beschichtungen, sodass im Einzelfall eine genauere Betrachtung der jeweiligen Materialeigenschaften des jeweiligen Systems notwendig ist.

    Zweifelsfrei gibt es zwischen den marktüblichen Fußbodenbeschichtungen erhebliche qualitative Unterschiede, die Einfluss auf die Gebrauchstauglichkeit haben. Für den Bauherrn bzw. Planer ist dies nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen.

    Die Wahl des Kunstharzsystems (damit auch die des Bindemittels) hängt in erster Linie von den realen Belastungen im eingesetzten Objekt ab. Industriefußböden in Betrieben, in denen Lebensmittel hergestellt, verarbeitet, behandelt oder umgesetzt werden, unterliegen primär erhöhten Reinigungs- und gegebenenfalls auch Desinfektionsanforderungen. Eine Fußbodenbeschichtung muss für den Einsatz in Lebensmittelbereichen folgende Anforderungen erfüllen:

    – durchgehender und damit fugenloser Einbau auch über größere Flächen
    – gute Reinigungs- und Desinfektionsfähigkeit
    – druckbeständig beim Befahren durch Flurförderzeuge oder Berollen mit Handhubwagen
    – Beständigkeit gegenüber thermischer Schockbelastung durch Heißwasser > 60 °C
    – chemische Beständigkeit gegenüber organischen wie auch anorganischen Säuren
    – chemische Beständigkeit gegenüber alkalischen Medien
    – chemische Beständigkeit gegenüber Salzlösungen
    – gute Reparaturfähigkeit (nach evtl. Gewaltbruch bzw. Beschädigung der Oberfläche)
    – Ausgleitsicherheit der Oberfläche
    – dekoratives Erscheinungsbild der Beschichtungsoberfläche

    Unterschiede zwischen den Systemen

    Kunstharz-Fußbodenbeschichtungen werden derzeit von einer Vielzahl unterschiedlicher Hersteller angeboten, sodass auch Planer teilweise mit der Beurteilung der Leistungsspektren überfordert sind. Kritisch wird es, wenn „Äpfel mit Birnen“ verglichen werden. So werden häufig farbige Versiegelungen als „Dünnbeschichtungen“ oder gar vollwertige Beschichtungen angepriesen, obwohl diese Systeme die späteren Objektanforderungen gar nicht erfüllen können.

    Für Fußbodenbeschichtungen, die mechanisch und thermisch hoch belastet werden, kommen nur Mörtel mit mehreren Millimetern Einbaudicke in Frage. Ausgewogene Rezepturen mit hochwertigen Härtersystemen entscheiden zudem über die Dauerhaftigkeit der Baumaßnahme.

    Externer Sachverstand hilft Kosten zu vermeiden

    Vor der Lieferantenwahl muss daher genau geprüft werden, ob die angebotenen Produkte für das definierte Anforderungsprofil geeignet sind. Da die Installation eines Industriebodens in der Regel mit erheblichen Investitionen verbunden ist, sollte ein neutraler Fachmann hinzugezogen werden, der die entsprechenden Angebote prüft und bei der Auswahl von Lieferant und Beschichtungsunternehmen unterstützt.